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Über 2.400 Aussteller aus 43 Ländern und 550 Designer waren die Protagonisten der diesjährigen Veranstaltung. Die Mailänder Möbelmesse bot in wechselseitiger Ergänzung mit der Internationalen Einrichtungszubehörmesse zahlreiche Präsentationen. Besonders im Fokus des diesjährigen Salone: Die Euroluce zeigte Aktuellstes in Sachen Leuchten und Licht. Sie fügte sich dabei hinsichtlich der Tendenz zum hochwertigen Handwerk in das "Concerto" der gesamten Schau nahtlos mit ein, die den Besucher von Anfang an durch ihre besondere Atmosphäre zu inspirieren vermochte.
© Bilder und Text Martin Wetscher
Man will dem strengen kalten Winter genauso den Rücken kehren wie den 100-jährigen Stahlrohrmöbeln. Inspirierende Neuheiten, mutige Farben, emotionalisierende Materialien – all das ist Mailand, die Messe und der Frühling. Aus Bauhaus ist längst Behaglichkeit geworden und in der Geometrie des guten Geschmacks ist der Brennpunkt eben immer südlich.
Dieser Frühling bringt eine Vielzahl neuer Möbel in frischen Farben und in mannigfaltiger Materialauswahl. Das Handwerk wird dieser Tage bis zur Kunst gefordert – das Mobiliar kommt aus den Werkstätten nobler Marken und bekannter Meister. Hohe Handwerkskunst trifft bäuerliche Alltagsgegenstände.
Shapes ist das neue Zauberwort. Statt messerscharfem, glattem, flächigem Glanz heißt es jetzt Form, Form, Form. Ein wahrer Wettbewerb zwischen fließenden, amorphen Formen – oszillierend zwischen zweiter und dritter Dimension und strengen, ordnenden Linien. Bestimmend geradlinig, modular wie die Schranksysteme von Poliform. Da und dort treten Möbel sogar aus ihrem funktionalen Schatten und erheben sich in Form und Wirkung zum Kunstobjekt, zur Designskulptur. Nicht mehr zu sehen sind gerade, weiße Wände. Amorphe Formen, raumhohe Stäbe, Tapeten, Platten, Ornamente, selbst Metalle kommen unterschiedlich dekorativ zum Vorschein und geben jeder Wand eine dritte Dimension. Der Trend: Klare Strukturen mit vielen organischen Formen. Anhand von Möbeln, Leuchten und Polsterungen wird so die eigene Geschichte erzählt.
Wenn auch bei einigen Ausstellern noch immer ein ordentliches Grau-Beige vorherrscht – diese Kombination liegt jetzt endlich hinter uns. Jetzt dominieren wieder Farben. Dezent und changierend sind sie oder mutig und satt. In stimmigem Klang oder kreischendem Kontrast erscheinen Farben auflehnend. Dabei ist jedoch keine Leitfarbe, die den Trend vorgibt, auszumachen: Rot vom historischen Altrosa bis hin zum grellen Orange, alle Schattierungen von Blau und Grün – sind es gar wirklich die 70er Jahre, die hier wiederkommen? Zumindest die Klassiker aus dieser Zeit, wenn auch zur höheren Bequemlichkeit überarbeitet, kommen wieder. Die wilden Formen, der Mut zum Mix und die Lust auf laute Farben sind allenthalben zu erkennen.
Großblättrige, wilde Pflanzen – auf Tapeten gedruckt oder waschecht aus überdimensionierten Töpfen sprießend. Man sah Fransen, Fasern, Korb und Federn allerorts. Das Credo: Reiz, Faszination, Schönheit und Unbeherrschbarkeit der Natur durch Darstellung von grüner Exotik und den authentischen Einsatz feinster Materialien zu realisieren. Eine Sehnsucht nach dem Wilden, Zufälligen, Unberührten – nach dem Unkontrollierbaren. Und eine Sehnsucht nach dem Draußen, dem Leben im Freien greift immer stärker Platz. Wirklich alle großen Möbelmarken machen jetzt feinste Outdoor-Möbel - nach Minotti, Cassina und B&B stellte nun endlich auch Flexform eine eigene Kollektion für Garten und Terrasse vor.
Leuchten, Lampen, Luster: Mailand hatte heuer seine eigene Leuchtenmesse, die Euroluce. Auch hier galt das Spiel mit altem Handwerk. Was heutzutage vielfach aus Fugen, Schränken und Regalen dimmt, strahlte und leuchtete in Mailand aus Bändern, Stäben und Linien. Innovative Lichtobjekte ritterten dort um die Gunst der optischen Aufmerksamkeit. Handgefertigte Leuchtobjekte in Birnen-, Tropfen- und Kugelform erhellten die Mailänder Schau. Sehr zur Freude des Betrachters – denn von Lampen, Licht und Leuchten kann es nicht genug geben auf dieser Welt. Das klingt doch einleuchtend.
Was fehlte dann überhaupt noch auf dem Salone 2019, der in dutzenden Hallen auf tausenden Quadratmetern Ausstellungsfläche alles bot, was das Einrichtungsherz begehrt? Es ist das persönliche Möbelstück, das Kindheitserinnerungen weckt – jener essenzielle Anteil an Individualität, den selbst der perfekteste Showroom nicht darzustellen vermag. Es geht um diese höchstpersönliche Note, die den eigenen vier Wänden so viel Lebendiges verleiht und die im Einrichtungsprozess wohl nur im persönlichen Gespräch mit Planern oder Innenarchitekten zu erzielen ist.