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Farben, Stoffe, Deko. Sinnloses und Schönes. Paris hat sie wieder, die Messe Maison & Objet und seine Design Week, diese prickelnde Stimmung auf der Suche nach Neuem, nach Aufbruch, um etwas hinter sich zu lassen. Wirklich neu ist zunächst, dass alles wieder beim Alten ist. Die ganze Welt scheint wieder in Paris zu sein. Die Ausstellungen auf der Messe und in der Stadt alternieren zwischen Asien, Afrika und allen Ecken des alten Europa. Eine schier unfassbare Vielfalt. Aussteller und Händler, Kreative, Influencer, Architekten und Designer, alle sind wieder mit großer Freude hier. Auf der Suche nach dem eigenen Stil und seinem möglichst unverwechselbaren Ausdruck. Und trotz aller Unterschiede scheint alles einem bunten Schwarm ähnlich in eine Richtung zu drängen; es gilt sich seine unmittelbare Umgebung ganz eigen zu machen. Den Vorstellungen von sich und dem Leben Material, Farbe und Form zu geben, sich festzukleben am Zeitgeist und seiner eigenen Vorstellung von einer besseren Welt.
„Take care“ lautete der ausgerufene Leitgedanke der diesjährigen Messe. Sich kümmern: um sich selbst, um andere und um unseren Planeten. Sich wiederfinden bzw. neu ausrichten. Als Antwort auf die großen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Umwälzungen der letzten Jahre soll dieses Inspirationsthema dazu ermutigen, für seine Überzeugungen einzustehen sowie transparenter und aufgeschlossener zu werden.
Der österreichische Künstler Oskar Kokoschka - der aktuell in Paris in einer fulminanten Ausstellung im Musée d’Art Moderne gewürdigt wird – setzte Farben ganz besonders ein und vermochte so den Menschen über seine äußere Erscheinung hinweg sichtbar zu machen. Kraftvoll, mutig, expressiv. Genau hier trifft er den Nagel auf den Kopf. Farbe, Dekoration und Gestaltung geben uns als Menschen Ausdruck, zeigen wer wir im besten Falle sind und wo wir hinwollen. Architektur ist meist funktional, klar, langlebig, im Großen und Ganzen und für unterschiedliche Nutzer gedacht. Erst durch die gut gewählte Einrichtung, Farb- und Materialentscheidung, die Wahl der schönen Dekoration wird ein Raum uns zu eigen. Gelingt dies stilvoll, empfinden wir das als schön, erfahren ein Gefühl von Glück.
Zurück zur Messe. Wir hetzen zwischen dem Staub in den Ständen marokkanischer Teppichhändler und Anbietern von feinsten Raum-Duft-Kreationen. Zwischen Kunst und Kitsch, Glas und Keramik, frühlingshaft strahlenden Kunstblumen und der fröstelnden Zugluft des Pariser Winters. Der Farbfächer ist jetzt wieder breiter, der Innenraum emanzipiert sich vom schlichten Grau. Freundlicher, fast lustiger muss es jetzt einfach wieder werden. Sofas sind hier lässig leger. Farbige Kissen überall. Und Samt und Plüsch, Messing und Rosa. Warm, vertraut und üppig erzählen solche Räume Geschichten von Stil und Eleganz vergangener Epochen.
Über die letzten Jahre gehalten hat sich der Trend zu Authentischem, Unbehandeltem. Der Trend sich ein Stück unberührte Natur in ein immer virtuelleres Leben hereinzuholen. Angeschwemmt, von den Kräften der Natur gemacht, geformt und gezeichnet zeigen sich manche Dinge, als hätte sie Freitag gerade von der Palme geschüttelt. Angreifbar, begreifbar, völlig echt erden uns solche Stücke in unserer Wohnung und helfen uns von der digitalen Welt in die reale zurückzukehren.