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Sie ist eine der weltweit wichtigsten Möbelmessen, die Paris alljährlich zum Mekka des Designs und des Interieurs macht. Heuer waren mehr als 3.000 Aussteller – 600 davon zum ersten Mal – auf dem 130.000 m2 großen Messeareal vertreten. Martin Wetscher war vor Ort, um den Status Quo am internationalen Möbelmarkt zu erheben und die aktuelle Grundstimmung einzufangen. Dabei entdeckte er viel Farbe, wenig Überraschendes und attestiert der diesjährigen Schau den Mut zu kurzfristigen Moden.
Fotos & Bericht: Martin Wetscher
Erstmals war heuer auf der Möbelmesse Paris ein eigenes Areal unter dem Motto "Was ist neu?" anzutreffen. Dort präsentierte man eine Auswahl der Must-Haves der Saison, in Szene gesetzt von den Trendsettern Elizabeth Leriche, François Bernard und François Delclaux. „In Paris laufen die Fäden für Mode und Stil, für Farbe und Form zusammen und spinnen sich zu einem ganz neuen Gesamtbild“, analysiert Martin Wetscher und fährt einschränkend fort: „Aber die heurige Messe beweist einmal mehr: Nicht jedes Jahr läutet eine ganz neue Innenraum-Ära ein.“
Wie jedes Jahr bot Paris eine wahre Explosion an optischen Reizen: Rosa- und Grüntöne, die das Fachpublikum schon von den letzten Einrichtungsmessen kennt, waren omnipräsent. Mal heller, mal dunkler, spannen beide Farben gekonnt ihren komplementären Bogen. Rosa verbindet sich gerne in klarer Geometrie, in strengen Schnitten – diese Farbe ist die „strenge Französin“, jede noch so kleine Nuance wahrnehmend. Die Dominanz der Grüntöne ist ein Ausdruck der augenscheinlich immer stärkeren Sehnsucht nach Natur, die sich auch in den prominent vertretenen Sand- , Erd- und Holztönen widerspiegelt.
Keine Wand ohne Farben, Bilder, Tapeten – überall die schrägsten Dekorationen – Sofas, Kissen, Decken und Felle. Auf der Maison & Objet herrschte Mut zur Farbe. Bei den Accessoires fielen die kostbaren Gläser und Vasen mit kantigen Schliffen auf – diese changierenden Farben wie Opal und Weiß, aber auch Aschgrau, Metallic sowie Schwarz gesellten sich zu all den bereits bekannten Couleurs. Bernstein war in seiner Häufigkeit besonders auffällig, ebenso stachen Plüsch und Fransen dem geschulten Betrachter ins Auge. Teppiche sind jetzt nicht mehr erhabene Einzelgänger. Vorbei die Klassifizierungen nach Provenienz und Portemonnaie: Perser, Berber oder Bestellware – Teppiche aus allen Zeiten und Moden erleben ein ungeahntes Revival, werden Teil einer einzigen Raumkonzeption.
Die Natur bot vielfach Inspiration: Exotisch fremd und wild oder ganz sanft als Erinnerung an den letzten Sommer. Mit dem Blau der Bretagne, einem mediterranen Türkis, glänzendem Muschelkalk und unzähligen warmen Farben von Sand schufen die Gestalter Innenräume, die das Lebensgefühl von Urlaub in den Wohnzimmern der Städter zu konservieren scheinen.
Martin Wetschers Fazit aus dem diesjährigen Messebesuch: Paris zeigte etwas weniger Ernsthaftigkeit, mehr Mut zu kurzfristigen Moden und langfristiger Qualität. Es gibt den Wunsch nach Materialität und Nähe, aber auch die eindeutige Tendenz zu Komfort mit Stil. Die anspruchsvolle Aufgabe erfahrener Innenarchitekten ist es, aus dieser nahezu unüberschaubaren Vielfalt an schönen Dingen individuell für jeden Menschen eine Wohnumgebung zu schaffen, die ihn trägt, hält und im besten Falle auch ein wenig augenzwinkernd karikiert.